Der Hund, der Eier legt

Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken

Der Hund, der Eier legt

Klappentext

Ein witziges, unterhaltsames und zugleich brisantes, alarmierendes Buch mit einigen gar nicht mehr witzigen Enthüllungen über seltsame Bräuche in den Werkstätten der internationalen wissenschaftlichen - vor allem medizinischen - Forschung. Auch für die um zahlreiche Beispiele erweiterte und vollständig überarbeitete Neuausgabe gilt: Nicht hereinfallen - Skepsis ist angesagt!

"Die Tricks der Statistik zu durschauen ist das erklärte - und erfolgreich erreichte - Ziel des kleinen Taschenbuchs. Und nebenbei vermittelt es viele fröhliche Aha-Erlebnisse." ("Die Zeit")

"Die Autoren sind besonders gelungenen Maskeraden der Wahrheit nachgegangen. Die zusammengetragenen, witzig-locker präsentierten Beispiele sind eine Warnung, wissenschaftlichen Ergebnissen blind zu vertrauen." ("FAZ")


Der Hund, der Eier legt

Mein Kommentar

Dieses Buch habe ich auf dem Bücherflohmarkt der Stadtbücherei Eckernförde entdeckt. (Inzwischen gibt es eine Neuauflage mit dem rechts stehenden Titelbild.)
Eigentlich habe ich es nur wegen des interessanten Titels mitgenommen, denn Statistik gehörte  - trotz ansonsten großen mathematisch-naturwissenschaftlichen Interesses - für mich bislang zu den abschreckenden Fachgebieten.
Es war ein Überraschungserfolg!
Dieses Buch hat mir die Augen geöffnet, wie wir im Alltagsleben manchmal - vorsätzlich oder unwissentlich sei dahingestellt - mit Hilfe der passenden Darstellung von Fakten oder unzulässiger Auswertung von Statistiken getäuscht werden!
Ja schlimmer noch: Die Autoren haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass auch in der Wissenschaft der Umgang mit Daten und Informationen allzuoft fahrlässig, dilettantisch, schlampig, selbsttäuschend und manchmal sogar vorsätzlich verfälschend geschieht. Die plausible Erläuterung der Mechanismen, die dazu führen, gibt es als Dreingabe dazu.
Es geht um ähnliche einfache aber höchst wirkungsvolle Effekte wie in meinem Rätsel über den Wassergehalt von Melonen, bei dem der Effekt durch einen unbemerkten Wechsel der Bezugsgröße eintritt.
Vor lauter Begeisterung möchte ich ein weiteres Beispiel über die Art der in diesem Buch angeführten Phänomene wiedergeben ("der Hund, der Eier legt" ist ein ähnliches, das ich aber nicht verrate, um die Spannung nicht zu nehmen):

Die zehn Verkäufer eines Autohauses arbeiten in zwei Filialen. Sie unterscheiden sich sehr in ihren professionellen Qualitäten: Verkäufer 1 verkauft nur 1 Auto pro Woche; Verkäufer 2 immerhin 2, Verkäufer 3 verkauft 3 pro Woche usw. bis Verkäufer Nr. 10, dem Spitzenmann, der 10 Autos pro Woche an den Mann oder die Frau bringt.
In Filiale A arbeiten Verkäufer Nr. 1, 2, und 3. Demzufolge werden dort im Mittel 2 Autos pro Woche verkauft.
In Filiale B arbeiten Verkäufer Nr. 4 bis 10, so dass dort ein Schnitt von 7 Autos pro Woche abgesetzt wird.
Ein neuer Geschäftsführer der Firma schafft es aus dem Stand, die mittleren Verkaufswerte BEIDER Filialen drastisch zu verbessern: Filiale A verkauft nun doppelt so viele Autos pro Woche wie zuvor, nämlich vier statt zwei, und Filiale B verkauft pro Woche im Mittel nun neun statt sieben Autos. Der Mann ist sein Geld wert, ODER?
Was hat er gemacht? Nichts anderes als die schlechtesten (!) Verkäufer aus Filiale B in Filiale A versetzt! In Filiale A arbeiten jetzt Verkäufer Nr. 1 bis 7 und in Filiale B Verkäufer Nr. 8 bis 9.
Deswegen wird aber nicht ein einziges Auto mehr verkauft als vorher!

Ich finde solche Effekte verblüffend! Über diese Möglichkeit stolpert doch kein Otto Normalverbraucher, dem von Verkäufern, Politikern oder sonstwem irgendwelche Verbesserungen vorgegaukelt werden, oder?! Also ich bisher jedenfalls nicht!

In den Rezensionen zu diesem Buch bei amazon.de liest man ein paar negative, die beanstanden, das Buch sei zu wenig witzig (wie im Klappentext gesagt), der Untertitel sei irreführend oder die Beispiele kämen zu sehr aus der medizinischen Forschung.
Ich kann nur sagen, diese Kritik mag berechtigt sein, geht aber am genialen Kern des Buches vorbei!
Natürlich ist es überhaupt nicht witzig, wenn der für viel Geld erzielte Fortschritt in der Medizin oder einer anderen Wissenschaft letztlich auf falschen Schlussfolgerungen beruht und ergo gar kein Fortschritt ist, aber ein eierlegender Hund entbehrt für mich trotzdem nicht des nötigen Humors.
Das Buch liefert keine Anleitungen, WIE man denn nun quer denken muss, um Fehlinformationen zu erkennen; insofern ist die Kritik am Untertitel vielleicht berechtigt, aber zumindest kann man aus der Lektüre so viel lernen, dass man vergleichbare Fallstricke, die durch die menschliche Intuition und die Gesetze der Statistik gemeinsam aufgespannt werden, in seinem eigenen Fachgebiet zumindest zu suchen beginnt und vielleicht sogar findet.

Aus meiner Sicht hätte dieses Buch eine tiefe Wissenschaftskrise auslösen und zu einer heftigen öffentlichen Diskussion darüber führen müssen, wie die Wissenschaft sich in Zukunft selbst organisiert: Wie werden Ergebnisse validiert? Welche Arbeiten sollen anhand welcher Maßstäbe gefördert werden?
Vielleicht kommt das ja noch.

Taschenbuch, 285 Seiten, inkl. 7 Seiten Stichwortverzeichnis, 10 seiten Literaturangaben, 21 Seiten interessanter Anhang und Anmerkungen


Voriges Buch: 'Die Frau mit dem Muttermal'! Zur Auswahl der Buchtitel! Nächstes Buch: 'Longitude'!



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